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Blogeinträge (themensortiert)

Thema: innenleben

sind die einzelgänger die problemfälle ?

Stefans Kommentar "... auch wenn du es wahrscheinlich nicht so gemeint hast, aber in deinem Text kommen Menschen mit guten Sozialkontakten ziemlich schlecht weg.

Das sind laut deinen Aussagen Leute, die sich verbiegen, mit dem Strom schwimmen, unehrlich sind, sich selbst verleugnen. Ist das so?

Meiner Erfahrung nach sind eher die Einzelgänger die Problemfälle. Nicht umsonst stehen sie abseits. Dieses Anderssein mit Sensibilität, Ehrlichkeit, Unabhängigkeit etc. schön zu reden finde ich ziemlich gewagt
"
.

Ich glieder die Antwort mal auf.

schlecht weg ... hmm, für den Einzelgänger, der zwangsweise einzeln geht, ist die Gruppe ja auch etwas, dass in ihm nicht gerade angenehme Assoziationen hervorruft. Wer wird schon gerne als unkonform aussortiert.

verbiegen, unehrlich etc. ... nicht jeder. Es gibt auch Menschen in Gruppen, die sind so, wie sie sind. Doch wenn in einer Gruppe alle so wären, wie sie redeten und handelten, dann wären das wenig unterschiedliche Menschen. Ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass im 4AugenGespräch viele ganz anders und durchaus individuell sind. In der Gruppe erkennst Du sie nicht wieder.

Einzelgänger Problemfälle ... ähm ... wer hat denn Probleme mit den Einzelgängern ?? Die Gruppe bestimmt nicht, denn es lästert sich über nix so gut wie über einzeln gehende Menschen. Ich glaube, dass Einzelgänger selbst mehr Probleme haben als sie anderen bereiten. In meinen Augen ist diese Bemerkung unter der Gürtellinie.

nicht umsonst stehen sie abseits ... das liest sich wie "ist ja kein Wunder, das niemand mit ihnen etwas zu tun haben will". Aha, sei so wie die anderen, dann bist du beliebt, sei anders ... und schon weißt du den Grund, warum du alleine bist.

Anderssein ... ich rede es nicht schön. Weil es an sich nicht unschön ist, anders zu sein. Also kann man es auch nicht schön reden.

Das Anderssein ist an sich ... "normal", weil jeder anders ist. Nur zeigts nicht jeder. Du, Stefan, reichst mal eben den schwarzen Peter an die Einzelgänger rüber.

"Das" finde ich gewagt. Es gibt Menschen, die haben ein so schönes Leben inmitten der oder vieler Gemeinschaften, dass sie kopfschüttelnd auf die Menschen am Rande schauen.
 

Engelbert 27.06.2006, 20.27 | (32/1) Kommentare (RSS) | PL

außen vor

Ob bei der Fußballmannschaft in der Schule, im Verein oder am Frühstückstisch im Büro ... ich hab nie dazu gehört. Weil ich "anders" war. Weil ich die üblichen Verhaltensweisen weder kannte noch konnte.

In die Mannschaft kam ich als Letzter, im Verein wurde ich in Abwesenheit als homosexuell verlästert, weil ich keine Freundin hatte und für einen Mann zu sensibel war und am Frühstückstisch saß ich zwar daneben, war aber nicht integriert.

Ich war nie wie andere ... aber ich wollte auch nicht wie andere sein. Denn mit einer fast masochistischen Ehrlichkeit erzogen wollte ich mich auch selbst nie verleugnen.

Die Dynamik von Gruppe / Grüppchen / Klüngel / Verein ist für mich eine geschlossene Tür. Wer rein will, muss die Eignungsprüfung bestehen. Muss zeigen, dass er so ist wie alle anderen auch. Oder zumindest so tut. Wer gleich ist oder sich gleich lügt, der gehört dazu, wer nicht mitmacht, bleibt alleine. Am besten Einzelgänger.

Und das bin ich auch geworden.
Einzeln ging ich meine Wege zwischen Tag und Traum.

Mittlerweile bin ich angekommen. Zumindest an einer Zwischenstation, wo ich ein bißchen was von mir spüre und auch unverbogen akzeptiert werde.

Deswegen gibts hier im Tagebuch auch keine "ich mach mit" oder "ich bin dagegen"-Buttons. Das wäre dann wieder eine Gruppierung. Und etwas, wo man dabei ist, heißt auch, dass andere nicht dabei sind. Das grenzt aus .Diese Grenzen wirds für mich nie wieder geben. Ich grenze niemand aus, ich will auch nicht ausgegrenzt werden.

Ja, sicher gibts ein Gemeinschaftsgefühl, wenn man irgendwie irgendwo zusammengehört. Mein Wunsch ist eine Gemeinschaft von Menschen, die frei sind. Auch das gibts. Meine ganze Seelenfarbenseite ist so aufgebaut. Ein freier Platz für ganz unterschiedliche Menschen, die friedlich nebeneinander da sind. Es gibt keinen Klüngel, wenn ich merke, dass sich menschlicherweise so einer bildet, dann suche ich Distanz dazu. Auch mich selbst überprüfe ich immer wieder, ob meine Offenheit weiterhin besteht.

Freiheit, Unabhängigkeit, Seindürfen ... sind für mich unheimlich wichtige Werte. Ich achte die Menschen so wie sie sind. Wenn sie mich so akzeptieren, wie ich bin. Agressivität lehne ich ab. Tratsch ebenfalls. Offene ehrliche Kommunkation unter der Überschrift einer toleranten, menschenfreundlichen Grundhaltung.
 

Engelbert 26.06.2006, 14.40 | (31/0) Kommentare (RSS) | PL

der grund für die pause ...

... ist meine Gesundheit. Ich hab 'ne Scheissangst, weil ich, was in mir passiert, nicht zuordnen kann. Ich habe einen Druck auf der Brust, ein komisches Gefühl in den Bronchien. Vielleicht steigere ich mich rein ... auf jeden Fall bin ich dauermüde, erst recht, wenn ich am PC sitze. Deswegen Pause.
 

Engelbert 23.05.2006, 17.06 | (66/0) Kommentare (RSS) | PL

die leichen neben den kartoffeln

Mein Opa ist mit 56 Jahren aus dem Zug gefallen. Tot. Offizielle in der Familie erzählte Version: er wollte ins Klo, hat die Tür verwechselt und das wars. Doch nun wird es immer wahrscheinlicher, dass er alles wollte, nur nicht mehr nach Hause kommen ... zu seiner Frau. Lieber die Freiheit im Tod suchen.

Seine Frau ... meine Oma. Dass sie gefühlskalt war, wusste ich schon. Aber dass sie in der ganzen Nachbarschaft unbeliebt und extrem geizig war, ist mir neu. Eine "alte Hex" dürfte sie gewesen sein. Nun erklärt sich einiges aus der Jugendzeit meiner Mutter.

Mein Vater war schizophren. Das wusste ich und da habe ich heute auch nix Neues erfahren, aber mein Stiefvater ... schien eher Männern zugeneigt zu sein. Junggeselle noch mit 40 und dann meine Mutter geheiratet. Was nicht gut ging.

Hinter den Türen ist ganz schön was los ... in den Kellern liegen die Leichen neben den Kartoffeln.
 

Engelbert 06.05.2006, 12.27 | (24/2) Kommentare (RSS) | PL

gedanken über das leben

Unser Nachbar ist tot. Vor 3 Monaten war er noch fit, fast mehr als ich.

Das Traurige: es ist so endgültig. Wer stirbt, hat, bis es soweit ist, vielleicht Angst und Panik. Dann ist es vorbei. In dieser Hinsicht ist der Tod mit dem, den es betrifft, gnädig. Einschlafen und nie mehr aufwachen. Keine Möglichkeit mehr, ein Angstattacke zu bekommen, weil man sterben könnte. Sondern einfach nur Stille. Oder was da auch immer kommen mag.

Für die Angehörigen ist es dann nicht vorbei. Es beginnt erst. Das Fehlen. Nie mehr kommt er durch die Tür, nie mehr läuft er durch den Garten. Auch wenn man glaubt, dass das bestimmt jeden Moment passieren muss.

Für mich war er "nur" ein Nachbar. Ein paar kurze Gespräche. Davon allerdings ein wichtiges. Kurz nach dem Tod meiner Mutter redete er auf mich ein, ich solle mir eine Frau suchen. Das Leben alleine wäre nicht gut. Ich ließ das damals nicht so an mich ran, aber wer weiß, vielleicht wurde durch dieses Gespräch doch ein Samen gesät.

Ja, H. war ein Familienmensch. Er litt, als seine Frau in ihren letzten Jahren nicht mehr reden konnte. Aber sie war wenigstens noch bei ihm ... bis vor 2 Jahren.

H. fuhr ab diesem Zeitpunkt jeden Tag zu ihrem Grab. Ich habe das Gefühl, dass H. ab dem Tod seiner Frau so langsam zu sterben begann. Obwohl er sich nicht eingrub, obwohl er nicht verzweifelt wirkte (zumindest nach außen hin). Obwohl er für seine 78 Jahre topfit war ... und nicht wusste, dass der Lungenkrebs in ihm bereits zu wachsen begonnen hatte.

Wenn ein Partner stirbt und man nicht loslassen kann, dann kann es sein, dass sich die Straße nach oben zu pflastern beginnt. Nach zwei Jahren war es soweit, der Krebs war riesengroß und inoperabel. Nun ist H. dort, wo er seine Frau wiederzufinden hofft.

Dabei wünscht sich doch der, der gestorben ist, gar nicht, dass man ihm so schnell wie möglich folgen solle.

Wäre ich nicht mehr da, dann wünschte ich mir, dass Beate lebt, lacht ... und auch wieder liebt. Aber ob ich es könnte, wenn Beate zuerst geht? Ich weiß es nicht. Ich will auch nicht weiter drüber nachdenken, sondern leben.

Solange bis ... ja, wie lange eigentlich ? Bis es phyisch nicht mehr geht ? Bis alle Aufgaben hier unten erfüllt sind ? Steht das Herz still, weil unsere Zeit vorbei ist ? Oder ist unsere Zeit vorbei, weil das Herz still steht ?

Egal wie, mögen es noch viele geistig und körperlich selbstbestimmte Jahre bei Beate und mir sein. Mögen ich sie noch oft in die Halskaut küssen können. Möge ich noch oft ihre Haut spüren, ihre Wange, die Magie eines Menschen, der mich liebt. 80 Jahre zu werden, das wäre mein Traum. Alles danach ist glücklicher Bonus.

Morgen früh, wenn ich aufwache, möchte ich dran denken, dafür dankbar zu sein.
 

Engelbert 03.01.2006, 18.18 | (18/0) Kommentare (RSS) | PL

das schwert

Ich kannte einmal eine Frau ... in die ich verliebt war. So glaube ich es zumindest. Nun ja, sie war verheiratet, was mir nicht ausmachte. Damals nicht. Es sollte ja eine platonische Liebe sein.

Irgendwie war ... die Frau zu weiblich-schwierig. Spielchen und so.

Und dann kam der Moment, wo ich sie, als würde ein Schwert ein Tau durchschlagen, nicht mehr liebte. Zack ... und aus.

Lange hatte ich Angst, dass mir das bei Beate auch passiert. Bei jedem Stein, der auf unserem Weg lag, dachte ich "oh Gott, wenn ich jetzt plötzlich aufhöre sie zu lieben".

Das Schwert kam nie ... und ich liebe Beate wie vor 7 Jahren auch. Jeder Tag, jedes überstandene Tal bringt mir mehr Sicherheit, dass das so bleibt. Zusammen alt werden. Uralt.
 

Engelbert 19.12.2005, 22.25 | (30/4) Kommentare (RSS) | PL

spiegel

Manchmal hab ich das Gefühl, dass ich für viele ein bißchen da bin.
Aber nicht dort, wo ich wirklich gebraucht werde.
Diesen Spiegel habe ich heute vorgehalten bekommen.
Er tut weh.
Andere helfen einfach, da bleibt es nicht beim lieben "knuddel dich".
Da wird unterstützt, ganz direkt und wirklich Hilfe bringend.
Während ich mich an der Vielzahl der Dinge und Menschen verzettele und aus Zeitgründen an der Oberfläche bleibe.
Weniger ist mehr ?
Oder doch weiterhin den Weg der "Räume schaffen zur Begegnung und Hilfe" wählen, ohne selbst vor Ort zu sein ?

PS: ach ja, ich wäre ja auch noch jemand, um den ich mich ganz dringend mal kümmern sollte.
 

Engelbert 10.09.2005, 00.00 | (22/6) Kommentare (RSS) | PL

unbemuttert

Etwas, das in mir immer wieder einen tiefen unangenehmen Seufzer hervorruft, ist, wenn mich jemand bemuttern will. Ich fühle mich da in Jahrzehnte zurückversetzt, die Vergangenheit sind und bleiben.

Mein Ding ist der Austausch auf gleicher Ebene. Wie Freunde (oder gute Bekannte) das tun.
 

Engelbert 31.08.2005, 16.29 | (8/1) Kommentare (RSS) | PL

das versteck und das aufschwatzen

"Der versteckt sich nur hinter seinem ADD" ... "der will anderen ADD aufschwatzen" ... das sind so Schlagworte der letzten Zeit und mit "der" bin ich gemeint.

Tja, ich bekomm nun aber keine Prämie von der Pharmaindustrie und ich hab auch keinen Arzt, mit dem ich verbandelt bin und den ich dann immer empfehle.

Was ich empfehle, ist viel mehr, dass man sich, bevor man über einen Menschen urteilt, über ADD informiert und wenn nicht, dann besser zu schweigen.

Trotzdem ich diagnostizierter ADDler bin, verstecke ich mich nicht dahinter. Der Satz "das kann ich nicht, weil ich ADD habe, fällt bei mir äußerst selten". Manche Dinge fallen mir schwerer und ich weiß, wo die Ursache liegt. Ich lerne dann entweder, wie ichs leichter machen kann oder mit dem zu leben, was nicht geht.

Aber ich bin nicht der Hansel, der ein ADD-Fähnchen vor sich herschwenkt. Ich bin auch nicht der ein bißchen verrückte wenig ernst zu nehmende Alleinunterhalter, der neben der Spur läuft und den man, wenns einem gerade in den Kram passt, nicht ernst nehmen muss.

Menschen, die mich nur ernst nehmen, wenns ihnen gerade mal schlecht geht und verniedlichen, wenn sie Oberwasser brauchen, können mich mal kreuzweise. Ich erbitte mir, dass man mich so ernst nimmt, wie ich andere Menschen auch ernst nehme.

Es ist halt so verdammt einfach, jemand auf eine Sache, von der man keine Ahnung hat, zu reduzieren bzw. zu verniedlichen. Dann lieber einfach mal ... Klappe halten.

Selbstverständlich gebe ich, wenn ich bei anderen Menschen den Eindruck habe, dass ADD ein Thema sein könnte (schließlich ziehen sich ADDler gegenseitig an ;) ), den einen oder anderen Hinweis. Ich empfehle dann einen Blick auf einen der kompetenten Fragebögen von ADD-Online und wenn die Ja-Antworten eine gewisse Häufigkeit haben, dann sollte man dem nachgehen. Wenn man denn möchte. Ich will (und man kann auch nicht) jemanden zu ADD "bekehren" (selbst wenn er/sie es haben sollte).

Wer meint, ADD nicht als das, was es ist, nämlich eine Störung des Gehirnstoffwechsels, zu sehen, dem sei eine andere Sichtweise gegönnt. Man kann niemanden zwingen, sich zu informieren. Est halt so schön einfach, die ADDler auf das "nehmense se nicht so ernst, der/die spinnt ein bißchen"-Gleis zu stellen.
 

Engelbert 22.08.2005, 14.01 | (23/5) Kommentare (RSS) | PL

schilder


Bevor der Tag über mich hereinbricht, versuche ich, die Stille des Morgens mit offenen Antennen zu empfangen. Doch mein Radiosender streikt auf dieser Welle. Weil er von der Musik weiß, die kommen wird.

Ich werde auch noch kurz bei meiner Lungenärztin vorbeischauen und einen Termin machen. Nach den Erkältungen der letzten Wochen hat sich die Luft in meinen Lungen nicht gerade vervielfacht. Das wird langsam echt zum Problem. Ich muss mit dem Rauchen aufhören, weiß aber nicht wie. Ich müsste ja gleichzeitig abnehmen. Aber das eine verhindert das andere.

Einschlafen und am 19. August wieder aufwachen. Dann clean zu sein und 20 Kilo weniger. Wenn das ginge, würde ich wirklich ernsthaft überlegen, ob ich das nicht mache.

Aber so bleibt nur der quälende Weg einer gesundheitlichen Neuorientierung. Der Körper stellt Straßenschilder auf. Die heißen "dünn" und "mehr Luft" und "mehr Bewegung". Da kann ich Umwege laufen, wie ich will, immer wieder stehe ich vor den Schildern.
 

Engelbert 19.05.2005, 06.55 | (18/0) Kommentare (RSS) | PL

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